Das Chemnitzer Lazarett am Zeisigwald

 

Als in den Jahren 1901bis 1906 am Zeisigwald die Kasernenbauten errichtet wurden, entstand auch das Königlich Sächsische Garnisonslazarett. Erbaut wurden die Gebäude im Pavillonstil. Bis 1906 entstanden vorerst drei Krankenpavillons und zwei Häuser mit insgesamt 149 Betten. Außerdem kamen Operationssaal und Personalräume hinzu. Vervollständigt wurde das Lazarett durch Bädergebäude, Sanitätsschule, Verwaltungsgebäude, Desinfektionshaus, Leichenhalle, Dampfkesselgebäude und Brunnenhaus.

 

 

Als am 8. August 1914 die ersten Chemnitzer Soldaten in den Krieg zogen, glaubten viele noch an einen schnellen Sieg und baldige Rückkehr. Doch die Kämpfe zogen sich dahin und forderten viele Opfer. Deshalb wurde es notwendig das Lazarett weiter auszubauen. In den Jahren 1915 bis 1918 entstanden zusätzliche Gebäude und Lazarettbaracken mit nunmehr 346 Betten.

Reservelazarett mit drei Baracken

Um die vielen Verwundeten von der Front in die Heimat zurück zu holen, wurde von der Stadt ein Lazarettzug ausgestattet. Er bestand aus je zehn Liegewagen für Leicht- und Schwerverletzte. Seine erste Fahrt führte ihn am 15. November 1914 an die Ostfront. Am 29. November wurden die ersten Verwundeten geborgen und nach Chemnitz zurückgebracht. Bis April 1917 absolvierte er fünfzig Fahrten zwischen Frontabschnitten und Lazarretten. Dabei legte der Zug mehr als 80.000 Kilometer zurück und transportierte 16.341 Verwundete in die Heimatlazarette. Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Militär am Zeisigwald aufgelöst, das Lazarett blieb als medizinische Einrichtung aber erhalten.

Mit der Wiederaufrüstung nach Hitlers Machtantritt 1933 sollten auch die Lazarette erweitert und besser ausgerüstet werden. So kamen 1935 Chirurgie, Innere Medizin, Labor und Röntgenabteilung hinzu. Am Zeisigwald nahm nun die Sanitätsabteilung 24 ihre Arbeit auf. Nach Ausbruch des Krieges und Zunahme der verwundeten Soldaten, wurde 1940 bis 1942 der Bau von zusätzlichen Krankenbaracken notwendig. Aber der Krieg kam nun bald mit seiner ganzen Grausamkeit wieder nach Deutschland zurück und immer öfter war Chemnitz Ziel von Bombenangriffen. Bei dem schweren Angriff am 5.März 1945 kam es auch im Lazarettbereich zu großen Zerstörungen an Gebäuden.

Im September 1945 wurde das Lazarett vom sowjetischen Stadtkommandanten der Stadtverwaltung von Chemnitz als Krankenhaus zur „Sicherung der medizinischen Betreuung der Chemnitzer Bürger“ übergeben. 1947 war es als Stadtkrankenhaus in der Planitzstraße bekannt und 1948 wurde es, nach der Umbenennung der Planitzstraße in Leninstraße, das Stadtkrankenhaus Leninstraße mit nunmehr 250 Betten.
Ab 1948 erfolgte der schrittweise Auf- und Ausbau der einzelnen Klinikbereiche. So konnte man bald die Innere-, Chirurgische- und Orthopädische Klinik eröffnen. 1958 wurden die Urologische Klinik und 1977 die Klinik für Gefäß- und Thoraxchirurgie eigenständige Kliniken.

Ambulanz und Turnhalle

Blutspendezentrale

Krankenabteilung

Säuglingsabteilung

Bereits 1976 war die Rheumaklinik des Krankenhauses in das “Bethanienkrankenhaus” Zeisigwaldstraße 80 verlegt worden. Dieses war 1931als  Belegkrankenhaus “Krankenheilanstalt Bethanien” von den Diakonissen des Bethanienvereins mit 40 Betten eröffnet worden. Hier konnten Gynäkologen, Geburtshelfer, Urologen und HNO-Ärzte ihre Patienten operieren und stationär betreuen lassen.

Nach der Wende musste das Krankenhaus nach neuen Wegen für seine zukünftige Arbeit suchen. Nach fast zweijährigen Verhandlungen wurde es am 16. Oktober 1992 in die „Bethanien Krankenhaus Chemnitz gGmbH“ – dem ehemaligen Krankenhaus Bethanien – integriert. Seitdem tragen die Kliniken den Namen „Zeisigwaldkliniken Bethanien Chemnitz“.

Petra Habelt

 

Bildquelle: 1 - 4, 6 - 11 Sammlung Petra Habelt
                    5, Sammlung Jürgen Eichhorn
      

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