Villa Tetzner - Dresdner Straße 44

Im Jahr 1846 ließ sich der Ziegleibesitzer und Kaufmann Otto Tetzner an der Dresdner Straße eine Villa bauen.
Diese wurde bis zu seinem Tod 1866 von seiner Familie als Wohnhaus genutzt. Bis 1873 wurde die erste Etage von Tetzners Witwe vermietet. 1874 kaufte der Direktor der Dampf und Spinnereimaschinenfabrik, Heinrich Ferdinand Loose das Haus und ließ es umbauen. Loose stiftete die 4. Chemnitzer Kinderbewahranstalt „Station Loose“, die 1874 in der Hainstraße13 (Heute Bolzplatz Hainstraße 43) eingeweiht werden konnte.
Nach dem Umbau der Villa wohnte Loose bis zu seinem Tod im Jahr 1886 in diesem Haus. Danach wurde es von der Erbengemeinschaft an verschiedene Bewohner vermietet. In den Jahren 1907/1908 wohnte hier zum Beispiel der Rittmeister K. Johann Ferdinand Edler von der Planitz vom 3. Ulanenregiment Nr. 21.

Die Erbengemeinschaft verkaufte schließlich das Haus und 1912 gehörte es dem Verein Concordenheim, die das Erdgeschoss als Klubräume nutzte. Der "Verein Concordenheim" war 1909/1910 gegründet worden und hatte für die Studenten-Verbindung "Concordia" das Haus Dresdner Str. 44 für damalige 85.000,-Mark plus 25.000,-Mark Umbaukosten erworben.
In den Jahren 1915 bis 1925 wurde die erste Etage als Logenräume der Hertha – Loge genutzt. Die Hertha-Loge wurde am 16.11.1890 mit 8 Mitgliedern gegründet. Um 1930 hatte sie dann 90 Mitglieder. Um 1927 hatte die Loge ihr Domizil in der Langen Straße 11/I. 1935 musste sie sich - wie alle anderen Logen des Deutschen Druiden-Ordens auch - zwangsweise auflösen.

1929 wurde der „Verein Concordenheim“ in „Vereinigung der Alten Herren der akademischen Sängerschaft „Concordia“ e.V.“ umbenannt. 1935 wurde das Haus „Kameradschaftshaus Concordia“ an der Staatlichen Akademie für Technik. Unter dem nationalsozialistischen Druck musste das Haus 1936 / 1937 verkauft werden. Der unter gleichem Druck gebildete Verein "Anton Ohorn" (statt der Korporation) wurde dann von der nachfolgenden Diktatur (Amtsgericht Chemnitz durch Anordnung des Bezirks - Polizeipräsidenten am 31. März 1947) aufgelöst. Die 1969 neu gegründete „Landsmannschaft im CC Concordia Chemnitz zu Ulm" führt die Chemnitzer Tradition heute fort.

1937 kaufte der Buchhändler Reinhold Winkler, der bis dahin seine Buchhandlung in der Dresdner Straße 80 hatte, das Haus und richtete dort seine Firma „Reinhold Winkler & Co. Zeitschriften und Buchhandlung“ im Erdgeschoss ein. Der Rest des Hauses wurde vermietet.
Den großen Bombenangriff auf Chemnitz am 5. März 1945 überstand die Villa noch unbeschadet, doch im April 1945 wurde sie durch einen Bombentreffer zerstört. Wieder aufgebaut wurde sie nicht, denn die Besitzer hatten ihre Wohnung auf dem Schlossberg und suchten sich ein neues Domizil für die Buchhandlung. Nach dem Krieg wurde auch dieses Grundstück enteignet. Später verließ die Familie Winkler Chemnitz. Das Grundstück wurde nun vom Rat des Kreises  genutzt. Hier wurden Garagen für die Fahrzeuge gebaut und ein Notstromaggregat untergebracht.

Auch ein Neubau für eine Meldestelle für Ausländer wurde hier gebaut. Dieses Gebäude verfällt mittlerweile zusehends. Die Garagen werden bis heute noch vermietet.
Nach der Wende ging das Grundstück an die früheren Eigentümer zurück und gehört nun einer Erbengemeinschaft, die das Grundstück auch verkaufen würde.

Bildquelle: 1, Concordia Chemnitz zu Ulm
                    2, Sammlung Jürgen Eichhorn
                    3, Sammlung Petra Habelt
                    4,5, Petra Habelt

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