Anfrage zum ehemaligen Kino "Weisse Wand"

Hallo Herr Nagler,

 

selbstverständlich gebe ich Ihnen gern die Auskunft zum Standort der „Weißen Wand”. Das Kino lag in stadtwärtiger Richtung, linksseitig der Augustusburger Straße ca. auf der Höhe der Einmündung der Amalienstraße (Tschaikowskistraße).

Ich selbst bin noch in das unter den Namen „Flohkiste” bekannte Kino zu DDR-Zeiten gegangen. Es wurden dort immer besonders preisgünstig ehemalige Kino-Renner gespielt. Der Zustand des Kinos selbst war eine Zumutung. In unserem ersten Sonnenberg-Buch (1997) haben wir einiges darüber geschrieben und auch eine Abbildung eingebracht.

 

 

Zur Geschichte der „Weißen Wand” in Chemnitz
 

Im Jahr 1913 richtet der Gastwirt Schäfer in seiner Gaststätte „Pfälzer Hof” in der Oststraße 38 ein Kinomatografie-Theater ein, in dem er Stummfilme zeigte. Zur musikalischen Umrahmung spielte man am Klavier bzw. mit einer Geige.

Ein größerer Umbau vollzog sich 1926/27, denn von diesem Zeitpunkt an erscheint erstmalig der Begriff Lichtspieltheater „Weiße Wand”. Das Kino hatte eine Platzkapazität von ca. 200 Plätzen.

Der Gesamtgebäudekomplex wurde beim Bombenangriff im März 1945 stark beschädigt, so dass ein Notdach die Gebäudereste schützte. Das Kino selbst wurde nur wenig in Mitleidenschaft gezogen. In der nachfolgenden DDR-Zeit wurden mit einem zeitlichen Abstand von ca. 6 - 8 Wochen alle „Kino-Renner” in der „Flohkiste” gezeigt. Diesen Spitznamen hatte das Kino deshalb erhalten, weil man so eng zusammen saß, dass die Flöhe vom Nachbarn hätten überspringen können.

Ein Spielbetrieb fand bis zum 31.5.1969 statt, ehe das Gebäude dem Bau der neuen Straßenbahntrasse nach Gablenz Platz machen musste und 1974 abgerissen wurde.

Jürgen Eichhorn (mehr Ausführungen im Buch „Leben auf dem Sonnenberg” von 1997)

 

Bildquelle: 1,2, Sammlung Jürgen Eichhorn

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