Zur Militärgeschichte des Sonnenberges - Teil 1

 

Bau und Nutzung der Kasernenanlagen bis 1918

 

Am nördlichen Rand des Sonnenberges erstreckte sich noch bis vor wenigen Jahren ein großes Militärgebiet. In den mehr als neunzig Jahren seiner Geschichte wurde es von den verschiedensten Truppen genutzt.

Im Jahre 1899 schenkten die städtischen Körperschaften dem Reichsmilitärfiskus 120.000m² Land am Zeisigwald. Hier wurden vom Militärbauamt von 1899 bis 1902 die ersten Kasernenanlagen mit einem Kostenaufwand von 2.196.000 Mark gebaut. Es entstanden vier Mannschaftsgebäude für je zwei Kompanien, zwei Wirtschaftsgebäude für je ein Bataillon, eine Offiziersspeiseanstalt, zwei Familienwohnhäuser, ein Offizierspferdestall, ein Exerzierhaus, eine Büchsenmacherei,ein Feldzeugfahrschuppen mit Kammergebäude und eine Waschanstalt. Die Straße an den Kasernen wurde nach dem ehemaligen Kriegsminister Edler von der Planitz benannt.

 

Paul Edler von der Planitz

Die Kasernen waren bestimmt für das am 1. April 1900 neu gegründete 15. Königlich Sächsische Infanterie-Regiment Nr.181. Das I. Bataillon dieses Regiments wurde aus dem 3. Königlich Sächsischen Jäger Bataillon Nr.15 aus Wurzen gebildet. Freiherr von Hausen war der erste Kommandeur dieses Bataillons. Nach ihm wurde die Hausenstraße an der Kaserne benannt. Für das II. Bataillon mussten alle sächsischen Infanterieregimenter Soldaten an das neue Regiment abgeben. Die Aufstellung des III. Bataillons dauerte dann noch bis 1912.

Da die Bauten noch nicht ganz fertig gestellt waren, zog das neue Regiment am 2. April 1900, bei heftigem Schneegestöber, vorerst in provisorisch errichtete Wellblechbaracken ein. Der Kasernenhof hatte sich durch das nasse Wetter in einen Sumpf verwandelt.

 

 

   

 

 

Gleichzeitig mit den Kasernenbauten entstand von 1901bis 1906 an der Zeisigwaldstraße das Garnison -Lazarett.

Von Anfang 1905 bis 1908 wurden die Kasernenanlagen auf westlicher Seite durch den Bau einer Kavalleriekaserne erweitert. Auf einem 5ha großen Gelände entstanden zwei Mannschaftsgebäude (eins für drei und eins für zwei Eskadrons), fünf Ställe für je eine Eskadron für 160 Pferde. Am 1.Oktober 1905 wurde das 3. Königlich Sächsische Ulanen-Regiment Nr.21"Kaiser Wilhelm II König von Preußen" in Zeithain gebildet und nach Chemnitz an die Planitzstraße verlegt. Außerdem entstanden 1909 noch Gebäude für die Maschinengewehrkompanie, Proviantamt und Waschanstalt.

 

 

Der Erste Weltkrieg warf bereits seine Schatten voraus, und am 8. August 1914 zogen die ersten Soldaten der Chemnitzer Garnison in den Krieg.

Am 16. August 1914 wurde das Reserve – Infanterieregiment Nr. 244 in Chemnitz aufgestellt. Gebildet wurde es aus Rekruten der Ersatz - Battailone der Chemnitzer Infanterieregimenter Nr. 104 und Nr.181. In dieses Regiment meldeten sich auch viele Redakteure der Chemnitzer Volksstimme freiwillig zum Kriegseinsatz.

Ulanen ziehen in "feldgrau" in den Krieg

 

 

 

Ulanen des 3. Königlich Sächsische Ulanen-Regiment Nr.21

4.Rekrutendepot des Ersatzbataillons des Infanterieregiments 181

Mehr als 3400 Gefallene des 15. Infanterie-Regiments Nr.181 waren unter den Chemnitzer Militäropfern des Ersten Weltkrieges. Hinzu kamen über 7200 Verwundete und ca. 1066 Gefangene. Einer der ersten Toten, die das Regiment Nr. 181 zu beklagen hatte, war der am 30. August 1914 bei Tourteron gefallene Kommandeur Oberst Stephani. Das Regiment nahm ebenfalls an Kämpfen beim „Wettlauf zum Meer“, später an der Schlacht in der Somme und mehreren Flandernschlachten teil. Die Verluste des Regiments waren dabei so hoch, dass es eigentlich mehr als drei Mal komplett vernichtet wurde.
 

Das 1925 von Heinrich Straumer geschaffene „Hirsch – Denkmal“ am Grenzweg im Zeisigwald soll diesen Opfern gedenken. Es soll Mahnung an die Lebenden sein und der Versöhnung der Völker dienen.

 

 

Am 8. August 1918 waren die Soldaten der Regimenter an der Planitzstraße die ersten Chemnitzer Soldaten, die sich gegen ihre Offiziere erhoben. Sie entwaffneten sie und gingen gemeinsam mit den Chemnitzer Arbeitern unter der Forderung nach Freiheit, Brot und Frieden auf die Straße.


Petra Habelt
 
 

Bildquellen: 1, wikipedia
                     2 - 6, 8, Sammlung Petra Habelt
                     7, Sammlung Jürgen Eichhorn
                     9, 10, Foto: Eckardt Roßberg

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